Milchecho | 1/2022

www.bergbauernmilch.de LANDWIRTSCHAFT IM ALPENRAUM MILCHECHO Landwirtschaft im Alpenraum Wo Mensch und Natur im Einklang sind Unsere Milch Da steckt viel Gutes drin Nachhaltige Landwirtschaft Interview mit unserem Zukunftsbauer

Liebe Leser:innen, in Ihren Händen halten Sie unser Milchecho über die Landwirtschaft im Alpenraum. Die Betonung liegt dabei auf „im Alpenraum“. Denn diese geografische Verortung ist so viel mehr als die perfekte Location für‘s nächste Foto im Heidi-Idyll. Sie entscheidet seit jeher darüber, welche Art der Landwirtschaft überhaupt möglich ist. Auf kargem Bergboden wächst keine Kartoffel. Hier wächst Gras: Grün soweit das Auge reicht - beziehungsweise bis der nächste Berg kommt – das kennzeichnet die Heimat unserer Bauern:Bäuerinnen. Mit dieser besonderen Natur leben und arbeiten sie. Die Milchviehhaltung bei uns zwischen Watzmann und Zugspitze ist ein Paradebeispiel für ein nachhaltiges, regionales Zusammenspiel von Mensch, Tier und Natur. Die Kuh frisst das Gras, das der Mensch nicht essen kann. Sie verwandelt es in Milch. Ein wertvolles, natürliches Lebensmittel, das den Menschen mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt. Dazu grast die Kuh Echt. Gut. Für Mensch, Tier und Natur.

auf der Weide, ihr Mist macht den Boden fruchtbar, sodass darauf wieder etwas wachsen kann. Die Bauern:Bäuerinnen kümmern sich um das Wohl ihrer Tiere. Die Versorgung ihrer Kühe mit frischem Gras sowie die Beweidung der Almflächen im Sommer sichern die einzigartige Kulturlandschaft in den Bergen. Und sie ist ein entscheidender Grundpfeiler eines ganzen Wirtschaftskreislaufs im Alpenraum: Ohne Bauern:Bäuerinnen keine Almen, ohne Almen keine Postkartenkulisse in den Bergen und kein Tourismus. Diese besondere Art der Landwirtschaft zu bewahren, ist das große gemeinsame Ziel unserer Molkerei. So wie unsere 1.800 Landwirt:innen die Landschaft im Alpenraum prägen, prägen sie als Eigentümer:innen Wege und Werte unserer Genossenschaftsmolkerei. Wir sind als Genossenschaft nicht getrieben von Gewinnerwartungen anonymer Aktionär:innen. Wir treffen Entscheidungen zusammen mit den Landwirt:innen und haben dabei keine Dollarzeichen in den Augen sondern die Zukunft der nächsten Generationen im Blick. Für sie stellen wir die Molkerei nachhaltig auf, bringen unsere Premiummarke durch gute sowie schlechte Zeiten und sind dankbar für unsere treue Kundschaft! Danke von uns und unseren 1.800 Landwirt:innen, dass Sie mit Ihrem Einkauf unseren Bauernfamilien eine Zukunft geben und die naturnahe Art der Landwirtschaft im Alpenraum erhalten. Herzlichst Ihr Bernhard Pointner, Geschäftsführer Molkerei Berchtesgadener Land

„Landwirtschaft ist nicht alles, aber ohne Landwirtschaft ist alles nichts."

Inhalt Vorwort der Geschäftsführung 2 Inhaltsverzeichnis 4 Unsere Molkerei 6 Tierwohl 8 Unser Qualitätsversprechen 10 Milch hat´s in sich 12 Unsere Landwirteberater:innen 14 Landwirtschaft im Alpenraum 16 Arbeitsteilung auf bäuerlichen Familienbetrieben 20 Frauen in der Landwirtschaft 22 Männer in der Landwirtschaft 24 Landwirt im Portrait – Franz vom Huabahof 26 Nachhaltige Kreislaufwirtschaft 28 Nachhaltige Lebensmittelproduktion 30 Jahreskreislauf Landwirtschaft 32 Unsere Werte 34

~ 300Mio. kg Rohmilch wurden 2021 verarbeitet davon Bio ~100Mio. kg 1927 1973 Bio-Molkerei seit erste Bio-Molkerei in Deutschland wurde die Molkereigenossenschaft mit 54 Bauern:Bäuerinnen gegründet. 31 Ein ProduktionsStandort Alle Milchprodukte werden in Piding verarbeitet und produziert. ~ 500 Mitarbeiter:innen (inkl. Frischdienst) Export 14 europäische Länder 7Ausbildungsberufe Auszubildende Unsere Genossenschaftsmolkerei 6 7

~1.800 Bauern:Bäuerinnen liefern ihre Milch an uns. davon sind ~600 Bio-zertifiziert Absatzstruktur Lebensmitteleinzelhandel, Naturkostgroßhandel, Online-Handel 130 verschiedene Artikel Produktsortimente Bergbauern-Milch Bio-Alpenmilch

8 9 Tierwohl 1.Freiheit von Hunger und Durst: Die Tiere haben Zugang zu frischem Wasser und gesundem, gehaltvollem Futter. 2. Freiheit von haltungsbedingten Beschwerden: Die Tiere sind geeignet untergebracht, zum Bei- spiel auf weichen Liegeflächen. 3. Freiheit von Schmerz, Verletz- ungen und Krankheiten: Die Tiere werden durch schnelle Diagnose und Behandlung vom Tierwohl. Die Bedürfnisse der Tiere im Blick. Wie jedes Lebewesen haben auch Kühe ganz besondere Anforderungen an ein gesundes und glückliches Leben. Die Grundbedürfnisse unserer „wichtigsten Mitarbeiterinnen“ haben wir deshalb in den Mittelpunkt gestellt. Als Basis gelten die Kriterien der sogenannten „Fünf Freiheiten“: Quelle: FAWC (Farm Animal Welfare Council) - das Konzept der „Fünf Freiheiten“ Tierarzt und der Bauernfamilie umfassend versorgt. 4. Freiheit zum Ausleben normaler Verhaltensmuster: Die Tiere können sich artgemäß verhalten, zum Beispiel durch ein ausreichendes Platzangebot. 5. Freiheit von Angst und Stress: Durch Verfahren und Management werden Angst und Stress vermieden.

Komfort und Sozialverhalten durch z.B. Kuhbürsten, Kuhdusche. Kuhkomfort für das Wohlbefinden unser Kühe Einsatz von Homöopathie. Die Kuh, das Polartier! Die Wohlfühltemperatur liegt bei -6 bis +18 °C. Ausreichend Platz, saubere, rutschfeste Laufgänge. Ausreichend Wasser: bis zu 150 Liter pro Tag = 1 ganze Badewanne. Natürliche Fütterung mit Grundfutter Gras, Heu und Silage. Gute Luftverhältnisse durch z.B. Belüftung, Ventilatoren. Fress- und Liegeplatzverhältnis 1:1. Ausreichend Licht durch Beleuchtung und Tageslicht. Liegekomfort: Ruhezeit von mind. 12 Std. pro Tag. Fütterung von naturbelassenem, mineralienreichem Steinsalz. Individuelle Tierbetreuung mit 0 27 Kühen pro Betrieb.

QM Milch Im Rahmen der „Qualitätsmanagement Milch“ Zertifizierung werden hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards im Prozess der Milcherzeugung überprüft. Neben reinen Qualitätsaspekten sind auch Tierwohl und -gesundheit, Fütterung sowie Hygiene- und Umweltbedingungen relevant. Ohne Gentechnik Seit 2010 füttern alle unsere Betriebe gentechnikfrei und erfüllen damit den deutschen VLOG-Standard, der vom Verein Lebensmittel ohne Gentechnik im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung verwaltet wird. Das Siegel stellt sicher, dass im Pflanzenbau, bei Futtermitteln und der Verarbeitung keine Gentechnik zum Einsatz kommt. QM Milch Nachhaltigkeit Neu seit September 2021 ist die Erweiterung des QM Milch um den Aspekt der Nachhaltigkeit. So soll die Milcherzeugung gemäß dem Leitgedanken der Ökonomie, Ökologie, Soziales und Tierwohl abgebildet und weiterentwickelt werden. Und wir gehen noch einen Schritt weiter: Seit 2017 kommen bei unseren Genossenschaftsmitgliedern Zukauf-Futtermittel nur noch aus Europa zum Einsatz und sie verzichten ausnahmslos auf den Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat. EUFUTTERMITTEL Zusätzlich beinhaltet unser QSSM-Standard Qualitätskriterien für die landwirtschaftliche Erzeugung, wie Vorgaben zum Thema Tierwohl, Tiergesundheit, Milchgewinnung und -lagerung, Fütterung und Umwelt. Die Qualitätskriterien für die Rohmilch beinhalten u.a. Vorgaben zum pH-Wert, Gefrierpunkt sowie Keim- und Zellzahl. Diese Kriterien muss jedes Mitglied erfüllen. 10 11 Qualitätsversprechen

Bio-Landwirtschaft Alle Bio-Bauern:Bäuerinnen müssen die EU-Bio-Verordnungen sowie das Ökolandbau-Gesetz einhalten. Sie müssen zusätzlich nach einem unserer beiden Bio-Anbauverbände zertifiziert sein: Für die Naturland-Betriebe gelten zusätzlich die Kriterien des weltweit agierenden Naturland-Verbandes. Im Zentrum dieser Vorgaben steht ein ganzheitlicher Ansatz, nachhaltiges Wirtschaften, praktizierter Natur- und Klimaschutz, Sicherung und Erhaltung von Boden, Wasser und Luft sowie Verbraucherschutz. Für Demeter-Betriebe gelten die Kriterien des DemeterVerbandes, des ältesten Bioverbandes Deutschlands. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise ist geprägt von der Haltung mit behornten Kühen, dem Einsatz biologischdynamischer Präparate sowie der Beachtung kosmischer Einflüsse und Kreislaufwirtschaft. Bereits zum 35. Mal haben wir den "Preis für langjährige Produktqualität“ von der DLG erhalten. Diese Auszeichnung erhalten nur Lebensmittel, die mindestens fünf Jahre regelmäßig und erfolgreich von der DLG getestet wurden. Der Preis steht für unsere konsequente Premiumqualität und bestätigt unsere Philosophie: „Beste Qualität von der Erzeugung bis zum Endprodukt.“

Unser Milchladen hat Vieles zu bieten. Hochwertiges Milcheiweiß fördert den Muskelaufbau. (Laktose) hilft Mineralstoffe aufzunehmen, die wichtig für das Wachstum sind. Milchzucker Woraus besteht Milch? 12 13 Milch der Molkerei Be hat´s i

Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, darunter Vitamin B, D, Kalium, Magnesium, Jod und Calcium stecken in der Milch. Sie helfen dem Körper, sich zu regenerieren und sind wichtig für Stoffwechsel und Nervensystem. Milchfett liefert schnell Energie. Das gibt dem Körper Kraft für den Tag. erchtesgadener Land in sich!

14 15 Unsere Landwirteberater:innen Das Herzstück unserer Genossenschaft sind unsere Bauern:Bäuerinnen. Sie leisten mit ihrer täglichen Arbeit den wichtigsten Beitrag zu unseren Premiumprodukten: die Erzeugung hochwertiger Rohmilch. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, entwickeln wir uns gemeinsamweiter. Denn der Solidaritätsgedanke mit gleichen Werten und Zielen steht bei uns als Genossenschaft ganz oben. Neben einem fairen Milchpreis bieten wir den Landwirt:innen deshalb eine Reihe von Beratungs- und Schulungsangeboten an, die sie für sich, ihren Hof und die Tiere nutzen können. Offenes Ohr für unsere Bauern:Bäuerinnen

Das bieten wir unseren Landwirt:innen: Fünf ausgebildete Landwirteberater:innen stehen unseren 1.800 Mitgliedern persönlich vor Ort oder telefonisch bei alltäglichen Fragen zur Seite. Eine hohe Qualität der Rohmilch, Tiergesundheit und Haltungsformen sind nur einige der Themen. Der einzelne Betrieb mit seinen individuellen Bedürfnissen steht dabei im Fokus. Wissenswerkstatt: Einen Blick über den Tellerrand hinaus bekommen die Betriebe bei unserer „Wissenswerkstatt“, die ganzjährig mit verschiedenen Veranstaltungen stattfindet. Bei Fachvorträgen und Praxisseminaren zu Themen wie Tiergesundheit oder Stallbau erhalten die Teilnehmer:innen fachliches Know-how, diskutieren miteinander und lernen voneinander. Beratungsangebot „Kuhkomfort im Stall“: Wie optimiere ich meinen Stall, damit die Kühe sich wohlfühlen und es trotzdem wirtschaftlich und sicher ist? Weideseminar: Wie kann ich Weidehaltung auf meinem Betrieb umsetzen und die einzigartige Kulturlandschaft pflegen? Tipps für mehr Energieeffizienz am Hof: Wie gelingt es mir, Energie einzusparen oder selbst zu erzeugen, so dass Kosten reduziert werden und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann? Homöopathie für‘s Vieh: Seit über zehn Jahren nutzen die Bauern:Bäuerinnen unser Schulungsangebot für Homöopathie bei Milchkühen und Kälbern. Die Behandlungsform hat sich viele Male als Erfolg erwiesen, wie zum Beispiel bei der Geburt von Kälbern und Euterentzündungen bei Milchkühen. Ein positiver Nebeneffekt der sanften und naturnahen Behandlung ist die intensive Auseinandersetzung mit den Lebewesen am eigenen Betrieb. Die Behandlung erfolgt immer ergänzend zur Betreuung durch den Tierarzt.

Landwirtschaft im Alpenraum 16 17 Die Höfe der 1.800 Bauernfamilien der Genossenschaftsmolkerei liegen entlang des Alpenkamms zwischen Watzmann und Zugspitze. Geleitet werden die Bauern:Bäuerinnen von den Werten Herkunft, Fairness und Nachhaltigkeit. Was zählt sind verantwortungsvolles Handeln, Respekt und Zusammenhalt – was sich am Ende in authentischen, vertrauenswürdigen Produkten zeigt. Förderung von Natur- und Kulturlandschaft Geprägt wird unsere besondere Kulturlandschaft im Grünlandgebiet von den saftigen Wiesen, Weiden, Almflächen und den wunderschönen Kalkalpen und Bergwäldern. Unsere Bauern:Bäuerinnen tragen mit ihrer täglichen Arbeit zur Erhaltung dieser einzigartigen Region bei. Wo Mensch und Natur im Einklang sind.

Milcheinzugsgebiet Bergbauer und Konventionell Milcheinzugsgebiet Bio (Demeter u. Naturland) Kufstein Kitzbühel München Isar Inn Chiemsee Bad Tölz Berchtesgaden Salzburg Zugspitze Watzmann GarmischPartenkirchen Molkerei BGL Watzmann Österreich Oberbayern Donau Lech Kufstein Milcheinzugsg biet Bergbauer und Konventionell Milcheinzugsgebiet Bio (Demeter u. Naturland) München Isar Inn Chiemsee Bad Tölz Berchtesgaden Salzburg Zugspitze Watzmann GarmischPartenkirchen Molkerei BGL atz ann Österreich Oberbayern Donau Lech Kufstein 140 bewirtschaftete Almen mit einzigartiger Artenvielfalt. Unsere Bergbauern:Bergbäuerinnen sorgen für eine intakte Almlandschaft mit artenreichen Wiesen und vielen Insekten. Das sorgt nicht nur bei den Kühen für viel Freude, sondern auch bei Wandernden und Gästen. 30% bewirtschaften ihren Hof noch im Nebenerwerb. 96% unserer Bauern:Bäuerinnen bewirtschaften Wald und Forst. Im Vergleich Deutschland Ø 68 Kühe pro Betrieb Unsere Höfe sind landwirtschaftliche Familienbetriebe. Durch die geringe Anzahl an Kühen ist eine individuelle und intensive Tierbetreuung möglich. O 27 Kühe pro Betrieb

18 19 Landwirtschaft im Alpenraum Unsere Bauern:Bäuerinnen schützen und erhalten mit ihrer täglichen Arbeit unsere Kulturlandschaft in der bayerischen Alpenregion. Diese ist geprägt durch Wiesen, Weiden, Almen sowie Wälder. Die einzigartige Kulturlandschaft zwischen Watzmann und Zugspitze wurde durch bäuerliche Arbeit geschaffen. Dies macht die Region einzigartig. Almen und Alpen: unsere ältesten Kulturlandschaften Die Bauernfamilien leben mit der Natur und den Tieren im Einklang. Das zeigt sich auch auf den 140 bewirtschafteten Almen der Genossenschaftsmolkerei, die mit verschiedensten Gräsern, Blumen und Kräutern auf den saftigen Wiesen auch bei Wandernden für viel Freude sorgen. Entstanden durch die tägliche, harte Arbeit der Bergbauern:Bergbäuerinnen und eine jahrhundertelange Beweidung der alpinen Lagen mit landwirtschaftlichen Nutztieren, bieten die Alm- und Alpflächen einen einmaligen Lebensraum für eine Vielfalt von Tieren und Pflanzen. Die natürliche Pflege der Almlandschaft durch Jungvieh und Milchkühe ist eine unverzichtbare Grundlage für Biodiversität im Alpenraum. Unsere Bergbauern:Bergbäuerinnen sind damit essentiell für die Landschaftspflege, die Schonung der natürlichen Ressourcen und die Aufrechterhaltung von ländlichen Strukturen. Unsere Bauern:Bäuerinnen engagieren sich Viele unserer Betriebe nehmen seit Jahren am Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten teil. Die Maßnahmen des KULAP sind in Klimaschutz, Boden- und Wasserschutz, Biodiversität-, Artenvielfalt, Kulturlandschaft und Ökolandbau gegliedert. Wie Wiesen und Weiden unsere Heimat prägen.

Unsere Almen zählen zu den ältesten Kulturlandschaften. 29 verschiedene Gräser und Kräuter sind auf unseren artenreichen Bergwiesen auf 25m2 zu finden. Ohne Bergbauern: verbuschte und verwilderte Almen weniger Tourismus Mit Bergbauern: intakte Almlandschaft glückliche Tourist:innen artenreiche Wiesen mit vielen Insekten Durch Weidegang speichern Böden mehr CO . 2 Alm- und Alpflächen bleiben durch die Beweidung mit landwirtschaftlichen Nutztieren erhalten.

20 21 Arbeitsteilung auf bäuerlichen Familienbetrieben Wo die ganze Familie zusammen anpackt. Die Landwirtschaft im Einzugsgebiet der Molkerei ist besonders geprägt von den bäuerlichen Familienbetrieben. Unsere Betriebe sind familiengeführte Einzelunternehmen. Für den Erfolg ist ein partnerschaftliches Engagement entscheidend. Oft leben auch mehrere Generationen unter einem Dach und ziehen gemeinsam an einem Strang. Dabei steht immer die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel im Mittelpunkt. Egal, ob das Müsli am Morgen, der Salat zu Mittag, das Steak am Abend oder die Milch im Kaffee: Jeder von uns hat mindestens einmal am Tag ein Produkt eines:einer Landwirts:Landwirtin in der Hand – oder besser im Magen.

Die Landwirtschaft - ein Familienunternehmen Der Beruf Landwirt:in ist vielseitig und abwechslungsreich und dabei mit viel Verantwortung verbunden. Denn Bauern:Bäuerinnen sind selbstständige Unternehmer:innen. Dabei sind sie von Preisschwankungen, dem Wetter und dem Klimawandel abhängig und müssen sich ständig an veränderte Bedingungen anpassen. Für stabile Erträge braucht es fundierte Kenntnisse und Erfahrungen in Biologie und Chemie für die richtigen Futtervarianten und Düngemittel sowie natürlich auch umfangreiche Kenntnisse zur Tierhaltung. Den positiven Aspekten wie Arbeiten im Freien und mit der Natur, die freie Zeiteinteilung und, dass Zuhause der Arbeitsplatz ist, stehen die wenige Freizeit (oft weniger als fünf Stunden pro Woche) und fast kein Urlaub gegenüber.

• Buchführung • Finanzen • Bankgeschäfte • Büromanagement • Öffentlichkeits- arbeit • Feld- und Außenarbeit • Gartenarbeit • Kinderbetreuung • Pflege von Angehörigen • Haushalt 22 23 Frauen in der Landwirtschaft Ohne SIE läuft zumeist nichts.

• Beruf außerhalb der Landwirtschaft • Ehrenamt (Kirche, Bauernverband, Vereine) • Feriengäste • Kinder auf dem Bauernhof • Stallarbeit • Tierversorgung

24 25 Männer in der Landwirtschaft • Beruf außerhalb der Landwirt- schaft • Landwirtschafts- nahe Tätigkeiten für andere Bauern:Bäuerinnen • Stallarbeit • Tierbetreuung • Richtige Fütte- rung • Forstwirtschaft • Erzeugung von Dauerkulturen • Almwirtschaft • Feld- und Außenarbeit Ohne IHN läuft zumeist nichts.

• Tierhaltung - Nachzucht • Zucht inkl. richtige Auswahl an Tieren • Geburtshelfer • Finanzen, Bankgeschäfte • Ehrenamt • Wartung von Maschinen, Geräten und Betriebseinrichtung • Erzeugung erneuer- barer Energien • Bedienung komplexer Technik- anwendungen

26 27 Ein Landwirt stellt sich vor Interview mit Franz Demmel Wie viele Kühe leben auf dem Huabahof und warum geht es ihnen so gut? Etwa 80 Tiere. Die Kühe haben einen großen Laufstall mit Laufhof sowie mindestens sechs Monate im Jahr auch Zugang zur Weide. Der Stall wurde größtenteils in Holzbauweise errichtet und im März 2020 bezogen. Dort gibt es eine lichtfrequenzgeführte Tageslichtsteuerung für das Wohlbe nden und einen guten Tagesrhythmus der Kühe. Darüber hinaus einen Spaltenboden, der durch eine ef ziente Reinigung sowie „Rückhalteklappen“ die Emissionen von Vorreiter, Leuchtturm- und Forschungsprojekt von globalem Interesse: Wenn es um den Milchviehbetrieb von Franz Xaver Demmel geht, wird nicht gerade tiefgestapelt. Und das zu Recht. Seit 2005 ist der Huabahof ein Naturland zertifizierter Biobetrieb zur Fleisch- und Milchproduktion. Doch das ist natürlich nicht alles: Die Wald- und Forstwirtschaft sowie der Holzbau sind ebenfalls Betriebszweige, und inzwischen auch die Gewinnung von Wärme und Strom aus regenerativer Energie. Die Familie hat ihren Bauernhof zu einem tiergerechten „Energie-Plus-Betrieb“ aufgebaut - und ein Seminarhaus ist geplant, das den Gästen und Kolleg:innen Einblick in die vielseitige Welt der Landwirtschaft geben soll.

Ammoniak reduziert und damit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet. Außerdem haben wir dank Homöopathie den Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika stark reduziert. Welche Probleme siehst Du in der Landwirtschaft? Die Gesellschaft hat sich gefährlich weit von der Landwirtschaft entfernt. Vielen fehlt es auch an Wissen um die Herstellung hochwertiger Lebensmittel. Dabei wäre es ein Leichtes auch ächendeckend für eine nachhaltigere Landwirtschaft zu sorgen. Dafür fehlt es nur leider noch an den entsprechenden Rahmenbedingungen. Und welche Lösungen gibt es Deiner Meinung nach dafür? Wir wollen aktiv als Bindeglied zwischen der modernen Gesellschaft und der Landwirtschaft agieren. Wir müssen die Verbraucher:innen wieder mehr in unseren Alltag mitnehmen, sie informieren. Und wir müssen an uns arbeiten. Wir haben bei jeder Anschaffung in den letzten Jahrzehnten überlegt, wie es besser, nachhaltiger geht. In Zusammenarbeit mit Hochschulen und Fachspezialisten erarbeiten wir am Hof, wie auch kleinere landwirtschaftliche Betriebe künftig von ihrer Arbeit verlässlich leben können und zugleich Ressourcen geschont werden können. Nenne uns doch bitte ein paar Beispiele für Maßnahmen, mit denen Ihr Euren Betrieb zukunftstauglich gestaltet habt! Entscheidend ist die regenerative Energieversorgung, unser EnergieManagement-System (EMS). Wir haben Photovoltaikanlagen, Hackschnitzelheizung zur Wärmegewinnung, nutzen elektrische Fahrzeuge wie einen E-Ho ader, einen E-Radlader und einen selbstfahrenden E-Futtermischwagen und einen modernen Stall mit Melkroboter, Tageslichtsteuerung sowie einen neuen Spaltenboden, der die Emissionen reduziert. Aber das alles ist nur möglich durch meine Arbeit als Ingenieur und durch Finanzierung durch die Wissenschaft. Ohne das, wären solche umfangreichen Investitionen nicht möglich!

Die Kuh und das Klima. 28 29 Nachhaltige Kreislaufwirtschaft Nachhaltige Kreislaufwirtschaft Entgegen vieler Vorurteile wirkt sich die landwirtschaftliche Tierhaltung positiv auf den Nährstoffkreislauf aus. Der Mist der Tiere gelangt als natürlicher Dünger zurück in den Boden und dient den Pflanzen als Nährstoffquelle. Humus wird aufgebaut und dieser wiederum bindet CO2.* Wichtig ist, weniger in einzelnen Sparten zu denken, sondern in Kreisläufen: Boden – Pflanze – Tier. Gut für´s Klima Wiesen gehören zu den größten CO2Speichern auf der Erde. Dauergrünland speichert mit 588 Milliarden Tonnen CO2, mehr CO2 als Wälder und Äcker zusammen.** Durch die Tritte und das Rupfen der Kühe auf der Weide wird das Wurzel- und Pflanzenwachstum angeregt. Abgestorbene Wurzeln im Boden werden von Mikroorganismen und Regenwürmern abgebaut und zu Humus aufgebaut, der wiederum zusätzliches CO2 speichert. Zudem stärkt Weidehaltung die Widerstandskräfte der Kühe. Klauen, Gelenke und Beine werden geschont. Eine Landwirtschaft ohne Tiere? Bei uns in der Alpenregion nicht vorstellbar! Denn unser Milcheinzugsgebiet liegt im Grünlandgürtel der Alpen. Fast 75 % der Fläche sind hier bestes Grünland. Und Gras wächst auch dort, wo Ackerbau aufgrund der klimatischen und topographischen Gegebenheiten nicht möglich ist. Das heißt, eine landwirtschaftliche Nutzung dieser Fläche ist nur durch Tierhaltung möglich. Quelle:**Bodenatlas 2015 *Jede zusätzlich Tonne Humus bindet ca. 1,8 Tonnen CO2.

Das artenreiche Grünland dient als natürliches Futter für die Tiere. Die Biodiversität bleibt erhalten.Das stetige Pflanzenwachstum bindet CO2. Kuhmist als natürlicher Dünger versorgt den Boden mit Nährstoffen. Grasende Kühe regen das Pflanzenwachstum an. CO2 Pflanzen ziehen nützliche Nährstoffe aus dem Boden/Humus. Kleinstlebewesen und Mikroorganismen bauen Humus auf.

Nachhaltige Lebensmittelherstellung 30 31 Nachhaltige Lebensmittelproduktion In Kreisläufen zu denken ist ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeit. Wo kommt das Produkt her? Was fällt beimHerstellungsprozess an? So fällt bei der pflanzlichen landwirtschaftlichen Produktion bis zu 85 % sogenannte nicht-essbare Biomasse an. Das heißt, für die Erzeugung von 1 kg pflanzlichen Lebensmitteln fallen ca. 4 kg für den Menschen nicht-essbare Biomasse an. Wie zum Beispiel Stroh bei der Getreideernte oder Rapsschrot bei der Rapsöl-Herstellung. Nur Nutztiere haben die Fähigkeit diese für uns Menschen verfügbar zu machen. Sie verwerten diese als Futterkomponente und erzeugen dabei hochwertige tierische Lebensmittel, wie Milch und Fleisch. Somit leisten unsere Kühe einen wichtigen Beitrag zur Flächen- und Ressourcennutzung in der Lebensmittelerzeugung. Ohne Tierhaltung ist ein nachhaltiger Kreislauf der gesamten Landwirtschaft nicht möglich.

85% der landwirtschaftlichen Biomasse ist für den Menschen nicht direkt nutz-bzw. essbar. Neben- und Koppelprodukte (Stroh, Rapsschrot,...) Kraftstoffe, Biodiesel, Dünger... Milch, Fleisch Wirtschaftsdünger Nachwachsende Rohstoffe (Lebensmittel, Biokraftstoffe) Gras, Gras-Silage Rapsschrot, Mais-Silage, Zuckerrübenschnitzel

Die Landwirtschaft im Jahreskreislauf 32 33 Jahreskreislauf Landwirtschaft Leben im Einklang mit der Natur – was für viele nach demMotto eines Aussteigertraums klingt, bestimmt den Alltag unserer Landwirt:innen. Und diese ursprüngliche Arbeit der Landwirtschaft prägt Feste und Bräuche in unserer Kultur – wie das Erntedank-Fest. Im Frühling treiben unsere Almbauern:Almbäuerinnen ihre Tiere auf. Unsere Landwirt:innen säen und mähen den ersten Schnitt. Ostern wird gefeiert: Lebensmittel wie Brot, Butter, Eier und Speck werden vor dem Familienfest traditionell geweiht. Im Sommer mähen unsere Landwirt:innen und ernten so das eigens angebaute Futtermittel für ihre Tiere. Viele kümmern sich auf ihremHof um Urlaubsgäste und zusammen werden Sommerfeste wie Sonnwend oder Hoffeste gefeiert. ImHerbst bringen unsere Almbauern:Almbäuerinnen beim Almabtrieb ihre Tiere von der Sommerfrische in den Bergen zurück nach Hause. Die Erntezeit samt Erntedank kennzeichnet diese Jahreszeit. ImWinter beginnt die stade Zeit, in der trotzdem zahlreiche Arbeiten anstehen. Holz wird geschlagen, der Fuhrpark gereinigt und repariert, die Jahresabrechnungen gemacht. Wir feiern Weihnachten und in den Raunächten räuchern einige Landwirt:innen Stuben und Stall – damit auch das nächste Jahr im Einklang mit der Natur ein Gutes wird.

SOMMER HERBST WINTER FRÜHLING • Almauftrieb • erster Schnitt • Aussaat • traditionelle Osterbräuche • Ernte eigener Futtermittel • viele traditionelle Feste & Feiern • Bewirtung der Urlaubsgäste • Stade Zeit • Fuhrparkp ege • Christbaumschlagen • Abrechnungsarbeiten • Erntedank • Obsternte und -verarbeitung • Almabtrieb • Vorbereitung auf den Winter(P ügen, Aussaat,...)

Die Werte der Molkerei Berchtesgadener Land 34 35 Unsere Werte Nachhaltigkeit Von der Weide bis zur Verpackung leisten wir einen positiven Beitrag für Mensch, Tier und Natur. Wir waren Vorreiter beim Verzicht auf Gentechnik, Glyphosat und Futtermittel aus Übersee. Belohnung war der Deutsche Nachhaltigkeitspreis. Qualität Die natürliche Fütterung mit Gras garantiert dieses Premiumprodukt. Durch modernste Technik und schonende Verarbeitung bleiben die guten Inhaltsstoffe erhalten. Unsere Milch ist ein Naturprodukt und benötigt keine Zusatz- und Aromastoffe. MENSCH, TIER & NATUR NACHHALTIG NATÜRLICHE QUALITÄT BESTE MILCH

Fairness Wir honorieren die wertvolle Arbeit unserer 1.800 Landwirt:innen der Genossenschaft und zahlen ihnen einen fairen Milchpreis*. Damit sichern wir deren Existenz und erhalten die einzigartige Kulturlandschaft in der Bergregion. Tierwohl Bei durchschnittlich 27 Kühen pro Betrieb haben unsere Landwirt:innen jede einzelne Kuh im Blick. Die enge MenschTierbeziehung in kleinen Betrieben, unser Engagement für Kuhkomfort sowie unsere Bewegungsprämien dienen dem Wohl der Tiere. Herkunft Unsere Milch kommt von kleinen familiengeführten Bauernhöfen aus der Alpenregion zwischen Watzmann und Zugspitze. Verarbeitet wird sie ausschließlich im Berchtesgadener Land. Fremdfertigung gibt es bei uns nicht. Milch aus der Alpenregion HERGESTELLT IM BERCHTESGADENER LAND für unsere Landwirt:innen WIR GARANTIEREN EINEN FAIREN MILCHPREIS * Durchschnittlicher Milchpreis pro Jahr. Quelle: top agrar 03/2021.

Herausgeber: Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG Postfach 1106 · 83448 Piding · Tel.: +49 8651 7004 - 0 · Fax: -1199 info@molkerei-bgl.de · www.bergbauernmilch.de www.facebook.com/bergbauernmilch · www.instagram.com/bergbauernmilch Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Rezept Das Weizenmehl zusammen mit der Milch in eine Schüssel geben. 3 Eigelbe und 1 Prise Salz zufügen und zu einem glatten Pfannkuchenteig verrühren. 3 Eiweiße steif schlagen und unter den Teig ziehen. 1 EL Butter in einer Bratpfanne erhitzen. Den Teig eingießen, glatt streichen, anbacken lassen und wenden. Im vorgeheizten Ofen bei 180 °C etwa 8 Minuten backen. Herausnehmen und mit 2 Gabeln ungleichmäßig zerreißen. 2 EL Zucker, 30 g Rosinen und 20 g gehobelte Mandeln darüberstreuen 1 2 3 Zutaten für 2 Port. 100 g Weizenmehl (Typ 405) 125 ml Bio-Alpenmilch 3 Eier, getrennt 1 Prise Salz 1 EL Butter oder Öl 2 EL Zucker 30 g Rosinen 20 g gehobelte Mandeln 1 EL Puderzucker zum Bestreuen und in einer Pfanne nochmals gut durchschwenken, damit der Zucker karamellisiert. Den Kaiserschmarrn anrichten, mit 1 EL Puderzucker leicht überpudern und sofort servieren. Kaiserschmarrn Zubereitungszeit: 30 Min. 4 5 Mehr Rezepte unter: bergbauernmilch.de/rezepte

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